An dieser Stelle möchte ich mein Wissen zu den Themen Fütterung, Gesundheit und anderen Themen rund um Reitsport und Pferdehaltung teilen. Mit meinen Informationen möchte ich dazu beitragen, durch gezieltes Wissen für mehr Pferdewohl zu sorgen. Mein hier geteiltes Wissen stammt aus über 30 Jahren Pferdeerfahrung als aktive Reiterin und Pferdehalterin, was immer durch ein stetiges Lernen anhand von Fachliteratur und diversen Lehrgängen begleitet wurde. Zusätzlich fließen meine Kenntnisse aus den Ausbildungen zur Futterberaterin und Pferdephysiotherapeutin mit ein. Nur das Wissen über Grundlagen der Pferdehaltung, Pferdefütterung, Pferdeverhalten, Pferdephysiologie sowie Reit- und Trainingslehre ermöglicht einen pferdegerechten Umgang. Die Kritik am Reitsport wird immer lauter - und das zu Recht! Um dem entgegenzuwirken, muss man sich intensiv damit beschäftigen, welche Bedürfnisse ein Pferd tatsächlich hat. Diese weichen oft von unseren Vorstellungen ab. Vor allem dem "Das haben wir immer schon so gemacht" muss ein Ende gesetzt werden. Wer sich intensiv und vor allem kritisch mit den Themen Pferdehaltung und Reitsport auseinandersetzt, wird feststellen, dass in der Vergangenheit und auch heutzutage noch das Pferdewohl nicht an erster Stelle steht. Ich schließe mich hier selber mit ein, denn ich habe im Laufe meines Lebens etliche Fehler von Pferdebesitzern und Trainern übernommen, weil man es so beigebracht bekommen hat. Und sicherlich ist immer noch nicht alles perfekt. Das vermeintliche Wissen rund ums Pferd entpuppt sich oft als gefährliches Halbwissen. Als lernfähiger Mensch kann man aber neue Perspektiven entdecken und sein Handeln anpassen. Dies ist mein Ziel für mich selbst und für die Menschen, die ich mit meinen Angeboten und meiner Website erreiche. Hierzu ein paar Anregungen in den folgenden Beiträgen, die nie abschließend sind, sondern zum Weiterrecherchieren und Lernen anregen sollen.
Widersetzlichkeiten beim Pferd
Ein Bocken beim Angaloppieren, Kopfhochreißen, Verweigern vorm Sprung, Durchgehen, Steigen oder sich immer wieder in der gleichen Ecke in der Halle erschrecken. Die Liste ist lang und jeder Reiter hat diese Verhaltensweisen in irgendeiner Form sicherlich schon erlebt. Sei es beim eigenen Pferd oder beim Zuschauen auf Turnieren und Veranstaltungen.
Schnell ist dann gesagt, das Pferd sei widersetzlich, es wolle den Reiter ärgern oder testen, weil es keine Lust habe zu arbeiten oder weil es einfach so einen schlechten Charakter habe. Dies ist eine menschliche Denkweise, die dem Wesen des Pferdes nicht gerecht wird. Natürlich ist es frustrierend, wenn man aufgrund solchen Verhaltens mit seinem Pferd sportlich nicht weiterkommt oder sich beim Training nicht wohlfühlt, weil es ja bei den anderen besser läuft. Dem Pferd nun noch mehr Druck zu machen, sich noch mehr durchsetzen zu wollen, wie es dann oft auch von Trainern empfohlen wird, ist dann aber der falsche Weg.
Wenn ein Pferd die oben beschriebenen Verhaltensweisen zeigt, dann gibt es dafür im Wesentlichen drei Gründe. Es ist entweder psychisch überfordert, hat Angst oder es hat Schmerzen. Auf alle drei Punkte will ich im Folgenden eingehen, wobei es keine klare Trennung gibt, da alle Punkte miteinander zusammenhängen.
Zunächst muss man sich bewusst machen, dass das Pferd ein Fluchttier ist. Dies ist trotz der Domestizierung durch den Menschen tief in seinem Gehirn verankert. Zum natürlichen Verhalten des Pferdes gehört es daher, nach potenziellen Gefahren Ausschau zu halten, um dann blitzschnell fliehen zu können, wenn nötig. Ist es nicht zur schnellen Flucht in der Lage, ist dies in der Natur tödlich. Hat ein Pferd nun Schmerzen, ist es in seinem Bewegungsablauf eingeschränkt. Es kann nicht mehr effizient genug fliehen und befindet sich somit in einer gefährlichen Situation. Hierdurch bekommt es Angst. Der Fluchtreflex wird somit noch verstärkt. Zeigt es seine Bewegungseinschränkungen, die es durch die Schmerzen hat, so wird es umso mehr zum potenziellen Opfer für Fressfeinde, da ein Raubtier sich immer das schwächste Mitglied einer Herde sucht.
Vor diesem Hintergrund ist allein die Tatsache, dass das Raubtier Mensch auf dem Rücken des Pferdes sitzt, eine potenziell angsteinflößende und existenzbedrohende Situation für ein Pferd.
Das behutsam angerittene und gut ausgebildete Pferd hat zwar in der Regel gelernt, dass es von dem Menschen keine Gefahr zu befürchten hat, wurde aber mit dem jungen Pferd nicht ausreichend gut gearbeitet und das Vertrauen in den Reiter fehlt, dann ist hier eine Quelle für Überreaktionen des Pferdes zu suchen.
Der Fluchtreflex eines Pferdes ist übrigens individuell verschieden stark ausgeprägt. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Amygdala - auch Mandelkern genannt - im Gehirn.
Wird das Pferd nun geritten, ist es ohnehin schon in seiner natürlichen Bewegung eingeschränkt. Kommen nun Schmerzen hinzu, zum Beispiel durch einen schlecht sitzenden Sattel, muskuläre Verspannungen, Magenschmerzen, ein scharfes Gebiss und so weiter, löst dieser Schmerz beim Pferd noch mehr Angst aus, wenn es einen stark ausgeprägten Fluchtinstinkt hat.
Außerdem hat das Pferd keine andere Möglichkeit, dem Menschen begreiflich zu machen, dass es Schmerzen hat. Es versucht sich also mitzuteilen. Als Reiter sollte man froh sein, wenn das Pferd so deutlich zeigt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Viele Pferde leiden nämlich still und stumm vor sich hin, da sie gelernt haben, dass sie sich gegen den Menschen nicht durchsetzen können. Der Mensch versteht ihre Gesten nicht und die Pferde verfallen dann in eine erlernte Hilflosigkeit. Dies entspricht ihrem Naturell, da sie als Fluchttier, wie bereits oben beschrieben, darauf angewiesen sind, Schmerzen und Einschränkungen so weit zu verbergen, wie möglich, da sie sonst dem Fressfeind zum Opfer fallen. Hieraus resultiert, dass die Mehrheit der Pferde selbst unter großen körperlichen Schmerzen oder Problemen weiterlaufen. Sie laufen sogar, bis sie tot umfallen. Hierfür gibt es zahllose Beispiele.
Wenn das Pferd also auf sich aufmerksam macht, ist dies nur positiv zu bewerten. Diese charakterstarken Pferde werden nur leider häufig in der Zucht aussortiert, weil sie ja als schwierig gelten.
Wenn ein Pferd sich also widersetzt, ist dies eine große Chance, dem Grund dafür auf die Spur zu gehen. Zunächst sollte die Ausrüstung kontrolliert werden und das Pferd durch einen guten Therapeuten und den Tierarzt durchgecheckt werden. Die eigene Reitweise und der Umgang mit dem Pferd sollten hinterfragt werden. Schmerzen, welcher Art auch immer, führen unbehandelt immer zu Verspannungen, diese zu Überbelastungen und dadurch entstehen letztendlich Bewegungseinschränkungen. Hieraus resultieren dann Sehnenschäden und andere heutzutage übliche Erkrankungen, die ein Pferd oft unreitbar machen. Man sollte sich also bei seinem Pferd bedanken und ihm gut zuhören, wenn es nicht so möchte, wie gewünscht. Je eher man reagiert, desto besser lassen sich schwerwiegende körperliche Schäden vermeiden.
Zuletzt möchte ich noch auf die psychische Überforderung eingehen. Jedes Pferd ist ein Individuum und jedes Pferd lernt anders. Daher kann eine Ausbildung immer nur individuell ablaufen und nicht jedes Pferd ist für den Sport oder eine bestimmte Disziplin geeignet. Verlangt man einem Pferd eine vermeintlich einfache Aufgabe ab, die es nicht leisten kann, entsteht eine psychische Überforderung. Eine Aufgabe kann nicht geleistet werden, weil, wie gerade schon beschrieben, körperliche Einschränkungen vorhanden sind oder weil das Pferd nicht versteht, was der Mensch von ihm möchte. Dann muss man mit der Ausbildung einen Schritt zurückgehen oder andere Lernmethoden für das Pferd wählen. Hinzu kommt die Konzentration, die ein Pferd mitbringt. Die Spanne der Aufmerksamkeit ist oft nicht so lang wie eine übliche Trainingseinheit. Bei jungen Pferden ist sie noch kürzer. Daher hilft es, Pausen einzubauen und die Einheiten insgesamt eher kurz zu halten.
Auch die psychische Überforderung kann zu Angst führen. Außerdem ist ein Training bei fehlender Konzentration sowie mit körperlicher Überbelastung immer mit einem hohen Verletzungsrisiko verbunden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Widersetzlichkeiten vermeiden lassen, indem man auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes eingeht, es mit Sachverstand schonend und altersgerecht ausbildet und regelmäßige Check-Ups durchführen lässt, damit schmerzhafte Zustände gar nicht erst entstehen.
Richtig Anweiden im Frühjar
Wenn im Frühling die ersten sonnigen Tage da sind, zieht es die Pferde zum Gras. Bis zur Öffnung der Weiden sollten unsere vierbeinigen Freunde allerdings gut auf die Weidesaison vorbereitet werden. Wenn über den Winter kein Weidegang möglich war und nur Heu gefüttert wurde, bedeutet der Gang auf die Weide im Frühjahr eine drastische Futterumstellung. Der Verdauungstrakt des Pferdes ist sehr empfindlich und auf schnelle Umstellungen nicht ausgelegt. Er benötigt somit eine langsame Gewöhnung mit zunächst kleinen Mengen. Um sich auf neues Futter einzustellen, benötigt der Verdauungsapparat eines Pferdes mindestens 14 Tage. In dieser Zeit verändert sich die Zusammensetzung der Darmflora.
Diese Zeit sollte also als absolutes Minimum beim Anweiden eingeplant werden. Pferde, die in der Vergangenheit bereits empfindlich reagiert haben, benötigen mehr Zeit. Eine zu schnelle Veränderung der Darmflora kann zum massenhaften Absterben gesunder Darmbakterien führen, was wiederum zu schmerzhaften Koliken, Hufrehe und weiteren Erkrankungen führen kann.
Beim Anweiden empfiehlt es sich, vor der eigentlichen Öffnung der Weiden rechtzeitig mit täglichem Grasen zu beginnen. 5 bis10 Minuten reichen in den ersten Tagen vollkommen aus, um den Magen-Darm-Trakt nicht zu überfordern. Die Zeit kann nach ein paar Tagen täglich um 5 Minuten gesteigert werden, bis man bei einer Halben- bis Dreiviertelstunde angekommen ist. Das Pferd hat dann eine solide Grundlage, um bei Öffnung der Weide nicht mit Kotwasser, Blähungen oder gar Kolik zu reagieren, auch wenn es keine 100-prozentige Garantie gibt. Die Weidezeit sollte trotz vorherigem Grasen zu Beginn begrenzt und dann weiter gesteigert werden.
Wer bei seinem Pferd trotz aller Vorsicht Anzeichen von Blähungen oder Kotwasser feststellt, sollte die Zeit wieder reduzieren und noch langsamer anweiden. Bei leichten Störungen der Verdauung können zum Beispiel Fenchel, Anis und Kümmel den Magen-Darm-Trakt des Pferdes beruhigen. Hierfür eignen sich fertige Präparate für Pferde aus dem Handel, bei denen die Inhaltsstoffe meist in einem Öl verarbeitet sind. Alternativ kann man seinem Pferd auch einen Tee kochen und damit ein Mash zubereiten oder die Kräuter aus dem Teebeutel direkt ins Futter mischen. Hierbei muss man immer auf die Inhaltsstoffe des Tees achten und sich vorher vergewissern, dass die enthaltenen Kräuter für Pferde nicht giftig sind! Bei leichten Blähungen hilft außerdem Bewegung. Schritt und langsamer Trab an der Hand oder der Longe können dem Pferd hier guttun.
Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt für das Anweiden zu finden. Wenn es im Frühjahr tagsüber sehr sonnig ist, aber die Temperaturen noch sehr gering, bildet das Gras viele Fruktane. Dies gilt vor allem, wenn es nachts Richtung Gefrierpunkt geht. Der Fruktangehalt hängt mit dem Wachstum des Grases zusammen. Die genauen Vorgänge darzustellen würde hier in diesem Rahmen zu weit führen. Vereinfacht dargestellt kann man sagen, dass der Fruktangehalt bei kurzem Gras höher ist als bei hohem Gras, das bereits ausgewachsen ist. Ebenso produziert Gras mehr Fruktane, wenn es Stress hat. Dieser Stress entsteht z. B. durch das Abfressen oder durch Vertreten. Gras ist außerdem nicht gleich Gras. Der Fruktangehalt ist in verschiedenen Grassorten unterschiedlich hoch.
Die Aufnahme zu hoher Mengen Fruktan kann sich nicht nur negativ auf die Darmflora des Pferdes auswirken, sondern führt auch zu Übergewicht, Stoffwechselstörungen und daraus resultierend zu starker Belastung der Leber und im schlimmsten Fall zu Hufrehe.
Für das Anweiden bedeutet dies zum einen, auf das Wetter zu achten und zum anderen dem Pferd kein kurzes Gras anzubieten. Die Frostperioden im Frühjahr sollten zunächst abgewartet werden, bis man mit dem Pferd grasen geht. Sind es nur noch einzelne Tage mit dieser Wetterlage, muss an diesen Tagen die Fresszeit reduziert werden.
Trotz aller Risiken: Unsere Pferde lieben die Weidesaison! Daher sollte man immer versuchen, dem Pferd den Weidegang zu ermöglichen. Welche Vorteile der Weidegang für das Pferd und speziell auch für das Reitpferd hat, beschreibe ich in einem anderen Beitrag.
Möglichkeiten den Pferderücken zu stärken
Beim Reiten muss man sich immer wieder klar machen, dass der Pferderücken nicht für das Tragen des Reitergewichts gemacht ist. Damit ein Pferd einen Reiter tragen kann, ohne Schäden an seinem Körper zu nehmen, muss es gut trainiert werden und Muskeln aufbauen, die es ohne Reiter nicht in dem Maße bräuchte. Ebenso muss es lernen, seinen Körper und somit seine Muskeln richtig einzusetzen. Das heißt, in der Grundausbildung muss das Pferd unter anderem lernen, seinen Rücken aufzuwölben, um eine Tragfähigkeit zu entwickeln. Die Oberlinie des Pferdes muss sich also dehnen, um angehoben zu werden. Dafür sind starke Bauchmuskeln nötig und die Hals-Haltung spielt eine entscheidende Rolle. Der Hals soll aus einem angehobenen Rücken locker fallen gelassen und nach vorne gedehnt werden. In dieser etwas verkürzten und vereinfachten Darstellung sieht man schon, dass sich nicht nur ein Muskel alleine stärken lässt, sondern Muskelketten zusammenarbeiten und voneinander abhängig sind.
Voraussetzung für die Kräftigung der Muskulatur ist die Losgelassenheit, denn ein verspannter Muskel kann nicht wachsen. Die Losgelassenheit kann man zu Beginn der Trainingseinheit durch Reiten in Dehnungshaltung am langen oder besser noch hingegebenen Zügel erreichen. Das Pferd soll erstmal mit wenig Einwirkung durch den Reiter seinen Takt finden, und zwar in allen Grundgangarten. Im weiteren Verlauf des Trainings soll ein immer wieder wiederholter Wechsel zwischen Arbeitshaltung und Dehnungshaltung stattfinden. Nur so kräftigt sich die Muskulatur und Verspannungen wird vorgebeugt.
Um die langen Rückenmuskeln zu trainieren, empfehlen sich Übergänge. Insbesondere Übergänge vom Trab in den Galopp eignen sich, um die Muskeln zu lösen und zu kräftigen. Da die Muskeln im Trab anders arbeiten müssen als im Galopp, muss sich der Muskel im Übergang einmal kurz entspannen. Dies ist wichtig, da nur ein entspannter Muskel kräftiger werden kann.
Als weitere Übungen eignen sich Schenkelweichen und Schulterherein. Sie unterstützen die seitliche Dehnung und kräftigen die Hinterhand. Letzteres ist für die Lastaufnahme wichtig, damit das Pferd nicht auf der Vorhand läuft. Außerdem öffnet das Schenkelweichen den Schulterbereich und hilft dem Pferd dadurch, sich besser zu tragen und die Vorderbeine frei aus der Schulter nach vorne zu führen. Um die Hinterhand zu kräftigen, ist Rückwärtsrichten eine gute Lektion. Noch effektiver ist das Halten aus dem Trab, dann Rückwärtsrichten, dann wieder antraben. Diese Übung ist schon recht anstrengend, weshalb die Anzahl der Wiederholungen an den Stand der Ausbildung angepasst werden muss. Ebenso verhält es sich mit Übergängen vom Schritt in den Galopp und umgekehrt. Dem Pferd sollten in der Trainingseinheit immer wieder Pausen gegönnt werden, damit es nicht zu Verspannungen kommt. Aus dem gleichen Grund sind häufige Handwechsel wichtig. Zur Stärkung der Bauchmuskeln eignet sich Galopparbeit. Die Lektionen Schenkelweichen, Rückwärtsrichten und jegliche Form von Übergängen fördern im besonderen Maße die Losgelassenheit und Durchlässigkeit.
Dieses Grundtraining zum Muskelaufbau sollte jedes Pferd erhalten, egal in welcher Disziplin es geritten werden soll. Auch das reine Freizeitpferd muss diese Muskulatur entwickeln, um gesund zu bleiben. Das Training muss natürlich immer langsam begonnen und dann gesteigert werden. Fehlt es dem Pferd noch an Gleichgewicht und Koordination ist der Focus zunächst hierauf zu richten.
Gelingen Lektionen im Trab oder Galopp noch nicht, sollten sie zunächst im Schritt geritten werden. Auch das noch nicht so weit ausgebildete Pferd kann im Schritt an die Lektionen herangeführt werden. Alle hier beschriebenen Lektionen können auch bei der Longen- und Bodenarbeit ausgeführt werden.
Pferdetraining an der Longe
Häufig wird das Pferd schnell an die Longe gehängt, wo es dann trabt und galoppiert, damit es an den reitfreien Tagen auch bewegt wird. Longieren ist aber mehr, als ein Pferd im Kreis um sich herum zu bewegen. Das Longieren ist eine hervorragende Möglichkeit, das Pferd ohne Reitergewicht zu gymnastizieren und seine Fähigkeiten als Reitpferd zu verbessern oder auch ein nicht gerittenes Pferd gesund zu erhalten.
Auch in der Physiotherapie können Trainingseinheiten an der Longe genutzt werden, um dem Pferd gesunde Bewegungsmuster beizubringen und gezielt bestimmte Muskelgruppen zu kräftigen. Das Trainingskonzept richtet sich dabei individuell nach dem aktuellen körperlichen Zustand des Pferdes und seinem Ausbildungsstand. Bereits im Schritt lassen sich viele kräftigende Übungen einbauen. Bei der Arbeit an der Longe kann man zwischen longieren auf Distanz und Naharbeit wechseln, um die wertvollen Lektionen im Schritt durchzuführen.
Ganz allgemein bieten sich zum Beispiel Übungen an, die das Pferd zum vermehrten Untertreten anregen, um die Hinterhand zu stärken. Auch Übergänge und Tempowechsel sind hervorragende Mittel, um Losgelassenheit, Anlehnung und Versammlung zu verbessern. An der Longe ist es möglich, an allen Punkten der Skala der Ausbildung zu arbeiten.
Mit Hilfsmitteln wie Stangen, Hütchen oder Dualgassen lässt sich Abwechslung in das Longieren bringen, aber auch gezielter Muskelaufbau und Korrektur des Pferdes sind damit gut zu erreichen.
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass diese Form der Bodenarbeit die Beziehung zwischen Mensch und Pferd verbessert.
Um das Logieren sinnvoll einzusetzen, sollte ein Trainingsplan erstellt werden, der auf die individuellen Schwachstellen des Pferdes eingeht und diese Schritt für Schritt beseitigt. Mit den richtigen Übungen lassen sich meist schnell Fortschritte erzielen. Das einfache Laufenlassen im Trab oder Galopp fördert hingegen nur die Kondition, nicht aber die Gymnastizierung.
Ein guter Physiotherapeut bietet physiotherapeutische Trainingseinheiten an, in denen gezielt passende Übungen erarbeitet werden und dem Pferdebesitzer vermittelt wird, wie er die Trainingseinheiten an der Longe für sein Pferd sinnvoll gestalten kann.
Denn eine noch so gute physiotherapeutische Behandlung kann langfristig nicht den gewünschten Erfolg bringen, wenn das Training nicht angepasst wird.
Warum Heulage oft kein gutes Pferdefutter ist
Die sich verändernden Wetterverhältnisse machen die Heuernte nicht immer einfach. In den letzten Jahren hat der Regen viele Ernten negativ beeinträchtigt. Heulage wird daher in der Landwirtschaft und Pferdehaltung immer beliebter. Auch ist sie in den Pensionställen viel einfacher zu lagern, da sie keine Scheune oder andere Räumlichkeiten benötigt. Die gepressten und in Folie verpackten Ballen können einfach unter freiem Himmel aufgestapelt und bei Bedarf reingefahren werden. Mit Heu ist dies nicht möglich. Es benötigt einen überdachten Lagerraum und muss aufgrund der Brandgefahr durch Selbstentzündung nach speziellen Vorgaben getrocknet und gelagert werden.
Bei Stallbetreibern und einigen Pferdebesitzern ist Heulage beliebt, da die Pferde vermeintlich weniger davon benötigen und dünne Pferde gut zunehmen. Dass dem nicht so ist und die Heulage mit einer ganzen Reihe Nachteile für das Pferd daherkommt, ist leider nicht hinreichend bekannt. Heulage wird außerdem von Pferden gerne gefressen.
Die einzigen Vorteile von Heulage sind, dass sie durch den Feuchtigkeitsgehalt staubarm ist und daher von allergischen Pferden besser vertragen wird als Heu. Außerdem besitzt sie durch die kürzere Trocknungszeit auf dem Feld mehr Nährstoffe als Heu.
Die Risiken, die mit einer Heulagefütterung einhergehen, sind jedoch groß.
Die Herstellung von Heulage ist ein komplexer Prozess, bei dem man sich an eine genaue Vorgehensweise halten muss und minimale Fehler zum Verderb des Futters führen. Dieses verdorbene Futter wird jedoch leider weiterhin von den Pferden gerne gefressen.
Der Gärungsprozess der Heulage findet unter Luftausschluss statt. Dabei muss ein bestimmter Feuchtigkeitsgehalt im angewelkten Gras vorhanden sein. Milchsäurebakterien sorgen dann dafür, dass im stark gepressten Ballen ohne Sauerstoff der Gärungsprozess stattfindet.
Hierbei kann es leicht zu Fehlgärungen kommen. Die Heulage riecht dann nach Alkohol und stark nach Brot bzw. Hefe. Dieser Geruch, der oft als aromatisch bezeichnet wird, deutet auf starken Hefepilzbefall hin. Auch der Geruch nach Essigsäure ist ein Hinweis auf eine Fehlgärung. Die Darmflora und die Leber der Pferde werden geschädigt, wenn diese Heulage verfüttert wird.
Verdauungsprobleme wie Blähungen, Kotwasser oder leichte Koliken können dadurch entstehen. Auf Dauer können sich Stoffwechselstörungen entwickeln. Das Pferd kann übersäuern. Durch die Leberbelastung kommt es zu Müdigkeit und Leistungsabfall.
Eine einwandfreie Heulage hat einen leicht säuerlichen und fruchtigen Geruch, der an Sauerkraut erinnert. Dieser Geruch haftet im Gegenteil zur Essigsäure nicht an den Händen.
Empfindliche Pferde reagieren selbst auf qualitativ gute Heulage mit Blähungen und Kotwasser sowie weiteren Gesundheitsstörungen. Gründe hierfür werden weiter unten noch beschrieben.
Der angebrochene Ballen muss innerhalb von 3-4 Tagen verfüttert werden, da er sonst verdirbt. Schimmelbefall ist ein häufiges Problem. Tritt an einer Stelle des Ballens Schimmel sichtbar auf, so muss der ganze Ballen entsorgt werden. Dies sieht in der Praxis aber häufig leider anders aus. Dass Schimmel ebenso die Darmflora und die Leber belastet und schädigt, versteht sich wohl von selbst.
Ein weiteres Risiko, das mit Heulagefütterung einhergeht, ist die Erkrankung Botulismus. Diese Erkrankung wird durch ein Bakterium hervorgerufen, das sich bilden kann, wenn sich Tierkadaver im Heulageballen befinden. Die toten Tiere können bei der Ernte versehentlich in den Ballen geraten. Da sich die Bakterien auch im Boden befinden können, können sie unter Umständen auch schon durch zu tief geschnittenes Gras in den Ballen gelangen.
Beim Silierungsprozess unter Luftausschluss bilden die Bakterien dann das Gift Botulinum. Es handelt sich dabei um ein Neurotoxin, das beim Pferd schon in kleinen Mengen tödlich ist. Es verursacht Lähmungen der Gliedmaßen mit weiteren Symptomen und letztendlich eine Atemlähmung, die zum Tod führt. Es kann sich dabei je nach Menge des aufgenommenen Gifts um einen langsamen und qualvollen Tod handeln.
Im Heu besteht dieses Risiko nicht, denn dort würden die Bakterien nicht in Botulinum umgewandelt, da der Sauerstoff dies verhindert. Das Bakterium von Tierkadavern an sich ist für Pferde ungefährlich. Auch auf der Weide kommen sie damit in Kontakt. Wie oben beschrieben wird das tödliche Gift erst unter Luftausschluss gebildet.
Der vermeintliche Vorteil, dass Heulage mehr Nährstoffe enthält und somit Pferde gut aufgefüttert werden können, kann sich durch die Nachteile als Trugschluss erweisen. Oben wurde bereits erwähnt, dass häufig mit Verdauungsproblemen reagiert wird. Ein Grund hierfür ist die Struktur der Heulage. Heulage wird in langen Halmen geschnitten und nicht zerkleinert, was zunächst erstmal positiv erscheint. Das Pferd muss viel kauen. Durch den hohen Feuchtigkeitsgehalt verleitet es aber dazu, von den Pferden nicht ausreichend zerkaut abgeschluckt zu werden. Dies stört den Verdauungsprozess und schädigt die Zähne. Selbst wenn Heulage gekaut wird, hat sie einen negativen Einfluss auf die Zähne, da diese aufgrund der weichen Struktur zu wenig abnutzen. Mit der Zeit kann das Pferd dadurch schlechter kauen, was wiederum die Verdauung stört. Die Nährstoffe können vom Organismus nicht mehr gut aufgenommen werden, wenn die Verdauung nicht optimal funktioniert. Daher sollte man zum Auffüttern magerer Pferde zu anderen Futtermitteln greifen.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass Heulage einen zu niedrigen Rohfasergehalt aufweist. Dies trägt zu den nun schon so häufig erwähnten Verdauungsproblemen bei und kann zu Magengeschwüren führen. Auf die Gestaltung einer gesunden Ration wirkt sich dieser Umstand ebenfalls negativ aus. Dies näher zu erläutern würde aber an dieser Stelle zu weit führen.
Aufgrund der geringeren Menge, in der Heulage gefüttert wird, und der oben beschriebenen Problematik des zu frühen Abschluckens ohne ausreichendes Kauen, kann es außerdem zu Verhaltensstörungen wie Koppen oder Weben kommen. Das Fressen und somit Kauen ist für das Pferd seine essenzielle Hauptbeschäftigung. Kann es diesem Grundbedürfnis nicht ausreichend nachkommen, können sich die zuvor genannte Stereotypien als Kompensation entwickeln.
Man sieht also: Eine Fütterung mit qualitativ hochwertigem Heu ist einer Heulagefütterung in fast allen Fällen vorzuziehen, da die Nachteile schon sehr gravierend sind.
Fortsetzung der Themen folgt...
© 2023 Daniela Pramann. Alle Rechte vorbehalten.
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